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Hochwasservorsorge und Hochwasserschutz

Luftbild der fertiggestellten Flutmulde in Döbeln
Luftbild der fertiggestellten Flutmulde in Döbeln  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Luftbild: suedraumfoto

Aufgrund des Klimawandels ist damit zu rechnen, dass künftig extreme Extremereignisse wie 2002 oder 2013 häufiger auftreten. Um darauf vorbereitet zu sein, haben Hochwasservorsorge und Hochwasserschutz oberste Priorität in Sachsen. Einen 100-prozentigen Schutz vor Überschwemmungen wird es in unserer dicht besiedelten Landschaft jedoch nie geben. Daher ist jeder Bürger auch ein Stück weit selbst gefragt, sein Hab und Gut durch geeignete Vorkehrungen zu schützen.

Die Hochwasserrisiken können allerdings durch verschiedene Maßnahmen verringert werden. Beispielsweise haben die Wasserbehörden der Landkreise nach dem Augusthochwasser 2002 Überschwemmungsgebiete ausgewiesen. In diesen Gebieten ist eine neue Bebauung eingeschränkt, um eine weitere Erhöhung des Hochwasserrisikos zu verhindern. Daneben gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Vorsorgemaßnahmen die Eigentümer, Kommunen und Wasserbehörden umsetzen können. Dazu zählen unter anderem:

  •  Bauvorsorge durch angepasste Nutzung, Bauweisen und Baumaterialien sowie Objektschutzmaßnahmen
  • Verhaltensvorsorge bei Hochwasser (Information über mögliche Betroffenheit bei prognostizierten Wasserständen und Fluchtwege)
  • finanzielle Vorsorge (Versicherung, eigene Rücklagen)
  • sachgerechte Lagerung wassergefährdender Stoffe Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz
  • Flächenvorsorge (Festsetzung von Überschwemmungsgebieten und überschwemmungsgefährdeten Gebieten sowie Regional- und Bauleitplanung)

Die Verbesserung des baulichen Hochwasserschutzes geht in einem Flächenland wie Sachsen natürlich nicht von heute auf morgen – das ist eine Generationenaufgabe. Viele Hochwasserschutzmaßnahmen sind in Sachsen bereits fertiggestellt. Seit 2002 wurden mehr als drei Milliarden Euro dafür im Freistaat investiert. 

Grafik, die den Umsetzungsstand des Hochwasserschutzprogrammes des Freistaates Sachsen zeigt
Umsetzung des Hochwasserschutzprogrammes des Freistaates Sachsen (Stand Dezember 2024)  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Mai und März Werbeagentur

Das sächsische Hochwasserschutzprogramm umfasst derzeit 749 Projekte, die ihren Ursprung in den Hochwasserschutzkonzepten haben. Diese wurden nach dem Augusthochwasser 2002 für alle Gewässer 1. Ordnung und die Bundeswasserstraße Elbe aufgestellt und priorisiert. Diese Konzepte gelten heute als Hintergrunddokumente zu den in Hochwasserrisikomanagementplänen der Elbe und der Oder.

Die bauliche Umsetzung läuft seit 2006. Seitdem hat der Freistaat Sachsen mehr als drei Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Bis Ende 2024 waren von den 749 Projekten des Hochwasserschutzprogrammes 595 fertiggestellt, 22 befanden sich im Bau und 132 in Planung oder Genehmigung.

Luftbild mit eingezeichneten künftigen Polderflächen
Seit 2011 wird in Nordsachsen der Polder Löbnitz gebaut. Er hat eine Fläche von 1.400 Quadratkilometern und kann künftig 15 Millionen Kubikmeter Wasser zwischenspeichern.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen

Neben Überschwemmungsgebieten wurden mittlerweile auch Hochwasserentstehungsgebiete identifiziert. Diese werden durch die Landesdirektion Sachsen festgesetzt. In ihnen werden großflächige Versiegelungen künftig nicht mehr ohne weiteres möglich sein.

Um den Wasserrückhalt in der Fläche zu verbessern, werden in der Landwirtschaft konservierende Methoden der Bodenbearbeitung wie Mulchsaat gefördert. Mit dem gleichen Ziel werden außerdem Aufforstung und Waldumbau sowie Renaturierungsmaßnahmen an den Gewässern unterstützt.

In Städten können technische Maßnahmen zu einer temporären Speicherung von Niederschlägen beitragen. Um die Versickerung von Regenwasser zu verbessern, werden zudem Flächen entsiegelt.

Hochwasserrückhalt durch Stauanlagen und Flutungspolder

In Sachsen gibt es in vielen Gebieten bereits Talsperren, Hochwasserrückhaltebecken und Flutungspolder. Diese nehmen bei Hochwasser Niederschläge auf und speichern sie zwischen. So können die Unterläufe entlastet und Überschwemmungen reduziert werden. Dieser Hochwasserrückhalt wird durch den Bau von neuen Hochwasserrückhaltebecken und Flutungspoldern verbessert.

Überschwemmte Retentionsfläche bei Neuliebel am Weissen Schöps
Weihnachtshochwasser 2023: Überschwemmte Retentionsfläche bei Neuliebel am Weissen Schöps  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen

Das geringste Hochwasserrisiko geht von naturnahen Gewässern aus – mit einem ausreichenden Abstand zu Siedlungsflächen. An geeigneten Stellen haben eine naturnahe Gestaltung der Gewässer sowie ingenieurbiologische Uferbefestigungen Vorrang vor massiven Bauwerken. Das ist durch die historisch dichte Besiedlung in der Nähe von Flüssen in Sachsen allerdings nicht überall möglich. Deshalb ist es umso wichtiger, bisher freie Flächen in Überschwemmungsgebieten nicht weiter zu bebauen und zu versiegeln.

Unter dem Begriff naturnaher Hochwasserschutz verbirgt sich unter anderem die Wiederherstellung von natürlichen Überflutungsflächen wie Flussauen (z.B. durch Deichrückverlegungen), die Entsiegelung von Flächen und die Renaturierung der Flussläufe. Dabei werden die ursprünglichen Flussläufe und Altarme genutzt, betonierte und gepflasterte Flusssohlen zurückgebaut sowie natürliche Gefälle und Fließgeschwindigkeiten wiederhergestellt. Damit wird das natürliche Retentionsvermögen entlang der Flüsse verbessert und gleichzeitig die Grundlage für eine bessere ökologische Entwicklung der Gewässer gelegt.

In der Ingenieurbiologie werden beispielsweise Steckhölzer zur Uferstabilisierung genutzt. Dabei werden standortgerechte Arten angepflanzt. Zum Schutz vor Erosion werden die Böschungen begrünt. Durch ingenieurbiologische Bauweisen wird die naturnahe Gewässerentwicklung gefördert.

Die LTV vor Ort

Schreitbagger im Einsatz an einem Fluss
© Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Fotograf: Kirsten J. Lassig

Die Landestalsperrenverwaltung muss immer schnell dort sein, wo sie gerade gebraucht wird. Deshalb sind unsere Mitarbeiter in ganz Sachsen vertreten: in den Flussmeistereien, Staumeistereien, Untersuchungsstellen und den Betriebszentralen.

Gewässerunterhaltung

Kran holt einen Baumstamm aus einem Fluss
© Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Britta Andreas

Gewässer sollen sich möglichst eigendynamisch und naturnah entwickeln. Dafür ist eine schonende Gewässerunterhaltung nötig. Neben der Gehölzpflege gehört auch der Einsatz von natürlichen Materialien zur Ufersicherung dazu.

Wassermenge

Talsperre Eibenstock im Überlauf beim Junihochwasser 2013
© Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Reiner Lautenschläger

Fast alle sächsischen Talsperren sind multifunktional. Sie dienen der Trink- oder Brauchwasserversorgung aber auch dem Hochwasserschutz, der Niedrigwasseraufhöhung, der Energiegewinnung und der Naherholung. Die Aufgabe der Landestalsperrenverwaltung ist es, diese verschiedenen Nutzungen in Einklang zu bringen.

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