Talsperre Klingenberg
Lage: Osterzgebirge
Weitere Namen: Friedrich-August-Talsperre
Zweck: Rohwasserbereitstellung für die Trinkwasserversorgung, Hochwasserschutz, Energiegewinnung | aktueller Füllstand
Bauzeit: 1908 bis 1914
Grundinstandsetzung: 2005 bis 2013
Inbetriebnahme: 1913
Die Trinkwassertalsperre Klingenberg im Erzgebirge ist ein frühes Meisterwerk des berühmten Architekten Hans Poelzig. Sie wurde zwischen 1908 und 1914 gebaut und als Friedrich-August-Talsperre dem letzten sächsischen König gewidmet. Sie versorgt im Verbund mit den Talsperren Lehnmühle und Rauschenbach große Teile des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, die Stadt Freital und rund 60 Prozent der Stadt Dresden mit Trinkwasser, das in den Wasserwerken Klingenberg und Coschütz in Dresden aufbereitet wird. Zudem dient sie dem Hochwasserschutz und der Energiegewinnung.
Erste Forderungen nach Sammelteichen zur Erhöhung der Niedrigwässer hatte es 1864 an das Königliche Finanzministerium gegeben. Auch dass die Abflussverhältnisse im Fluss durch den Bau einer Talsperre verbessert werden können war inzwischen durch einen Pionier des deutschen Talsperrenbaus, Geheimrat Otto Intze, bekannt. Einhergehend mit dem steigenden Trink- und Brauchwasserbedarf im Freitaler Raum gründete sich 1892 der Verein der «Weißeritz-Wasser-Interessenten». Zudem hielt die Industrie im Großraum Dresden Einzug, wodurch der Bedarf an Trink- und Brauchwasser ebenfalls rasch anstieg.
Ihren Bau verdankt die Talsperre Klingenberg letztendlich einem Hochwasser im Jahr 1897 und den immensen Schäden, den es in den Flusstälern anrichtete. Kurz vor der Jahrhundertwende begann die Bearbeitung für das Projekt durch die Wasserbaudirektion. Diese empfahl den Bau von insgesamt sieben Talsperren, unter anderem der Talsperre Klingenberg und der Talsperre Malter.
Die Planungen zur Talsperre begannen im Jahr 1905, worauf der Bau 1908 startete. Ans Werk gingen rund 700 Arbeiter aus verschiedenen Ländern, unter ihnen Italiener, Serben, Kroaten und Siebenbürger. Feierlich eingeweiht wurde die Talsperre Klingenberg am 6. April 1914. Das heute unter Denkmalschutz stehende Absperrbauwerk hat eine Höhe von 40 Metern über der Gründungssohle und ist am Fundament 34,7 Meter stark. Die gekrümmte Bruchsteinmauer hat an der Krone eine Länge von 310 Meter. Insgesamt fasst die Talsperre 16,12 Millionen Kubikmeter Wasser und hat neben einer Vorsperre zwei Vorbecken.
Fast 100 Jahre war die Talsperre ununterbrochen in Betrieb. Ab 2005 wurde die Talsperre in einem der größten Bauvorhaben der Landestalsperrenverwaltung saniert und im September 2013 feierlich wiedereingeweiht. 2014 feierte sie ihren 100. Geburtstag.
Sie besitzt heute eine rundum erneuerte wassertechnische Ausrüstung. Rohwasser kann beispielsweise im Entnahmeturm aus sechs verschiedenen Horizonten entnommen werden. Das gewährleistet den Wasserkraftwerken Coschütz in Dresden und Klingenberg das qualitativ beste Rohwasser. Das Wasserkraftwerk Klingenberg befindet sich direkt unterhalb der Staumauer und wurde zeitgleich mit der Talsperre erbaut.
- Faltblatt: Trinkwasser aus Sachsen
- Faltblatt: Talsperre Klingenberg
- Faltlblatt: Sanierung der Talsperre Klingenberg
- Wanderkarte: Talsperre Klingenberg
Wegen ihrer abgeschiedenen Lage in reizvoller Waldlandschaft ist die Talsperre Klingenberg ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Zwar sind Baden und Wassersport in der Trinkwassertalsperre nicht gestattet, die Umgebung jedoch ist ideal für Wanderungen und Radtouren. Ein Wasserlehrpfad zwischen den Talsperren Lehnmühle und Klingenberg verrät technische und historische Details.
Betreiber |
Landestalsperrenverwaltung Betrieb: Oberes Elbtal Staumeisterei Weißeritz |
Gestautes Gewässer | Wilde Weißeritz |
Absperrbauwerk | Gewichtsstaumauer aus Bruchsteinmauerwerk mit gekrümmter Achse |
Instandsetzungen / Rekonstruktionen | 2005 bis 2013 |
Einzugsgebiet | 89,03 km² (davon 12,3 km² in Tschechien) |
Gesamtstauraum | 16,12 Millionen m³ |
Höhe über der Gründungssohle | 40 m |
Höhe über der Talsohle | 36 m |
Höhe der Mauerkrone | 394 m |
Kronenlänge und -breite | 310 m x 6,20 m |
Bauwerksvolumen | 118.000 m³ |
Rohwasserabgabe | Wasserwerk Coschütz: 800 Liter / Sekunde Wasserwerk Klingenberg: 200 Liter / Sekunde |
Garantierte Abgabe an Wildbett | 50 Liter / Sekunde |
Bemessungshochwasser BHQ1 (HQ1.000) BHQ2 (HQ10.000) |
145 m³ / Sekunde 224 m³ / Sekunde |
Errichtet wurde die Talsperre Klingenberg mit einer sogenannten gekrümmten Gewichtsstaumauer, die dem Wasserdruck durch ihr Eigengewicht standhält. Gegründet ist sie auf mittel- bis grobkörnigem, dunkelgrauem Biotitgneis. Für die damalige Bauweise war eine Vorschüttung am Fuß der Mauer – der «Intzekeil» – typisch. Dieser diente dazu, den Untergrund abzudichten.
Während der Sanierung der Talsperre wurde die Staumauer grundhaft instandgesetzt. Sie erhielt eine neue Dichtwand aus Stahlbeton auf der Wasserseite sowie ein neues Drainagesystem. Der «Intzekeil» wurde durch einen Dichtungsschleier ersetzt. Dazu wurden bis zehn Meter tiefe Löcher in den Untergrund gebohrt, in die eine Zementsuspension gepresst wurde. Diese Abdichtung verhindert, dass die Dichtwand hinter- bzw. unterströmt wird. Der alte Entnahmeturm wurde durch einen begehbaren Trockenturm ersetzt. Um diese Arbeiten durchzuführen, musste das Kronenbauwerk und teilweise auch die denkmalgeschützte Mauerkrone aufgebrochen werden. Im Anschluss wurde sie originalgetreu wiederaufgebaut. Die unter Denkmalschutz stehende Bruchsteinmauer wurde auf der Luftseite gereinigt und vollständig neu verfugt.
Zur Talsperre Klingenberg gehören eine Vorsperre und zwei Vorbecken. Beim Hochwasser 2002 wurde die Vorsperre Klingenberg stark beschädigt und zunächst provisorisch neu errichtet. Mit dem Beginn der Sanierung der Talsperre Klingenberg entstand zwischen 2006 und 2008 eine neue Vorsperre. Der Damm ist mit seiner heutigen Höhe von zehn Metern etwa vier Meter höher als der alte Damm. Zudem wurde der zerstörte Zuflusspegel neu gebaut, der heute außerhalb des Einstaubereiches der Vorsperre liegt. Oberhalb des Zuflusspegels ersetzt eine neue Wildholzsperre außerdem die ehemalige Laub- und Astfanganlage.
Das Vorbecken Röthenbach befindet sich oberhalb der Talsperre Klingenberg am Ortsausgang Röthenbach und wird durch den Lattenbach gespeist. Das Absperrbauwerk ist ein vier Meter hoher Erddamm.
Das Vorbecken Hennersdorf befindet sich oberhalb der Talsperre Klingenberg bei Hennersdorf nahe der Talsperre Lehnmühle. Es wird durch den Hennersdorfer Bach gespeist. Das Vorbecken hat als Absperrbauwerk einen 3,3 Meter hohen Erddamm und dient als Sinkstoffzurückhaltung am Ortsende von Hennersdorf.
Vorsperre Klingenberg
Bauzeit | 1953 bis 1954 Neubau: 2005 bis 2008 |
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Gestautes Gewässer | Wilde Weißeritz |
Absperrbauwerk | Homogener Schüttdamm |
Gesamtstauraum | 0,23 Millionen m³ |
Höhe über der Gründungssohle | 13,5 m |
Dammlänge und -breite | 140 m x 5 m |
Bauwerksvolumen | 25.000 m³ |
Vorbecken Röthenbach
Bauzeit | 1948 bis 1950 |
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Gestautes Gewässer | Lattenbach |
Absperrbauwerk | Homogener Erddamm mit gerader Achse |
Gesamtstauraum | 0,004 Millionen m³ |
Höhe über der Talsohle | 4 m |
Kronenlänge und -breite | 72,7 m x 4 m |
Vorbecken Hennersdorf
Bauzeit | 1948 bis 1950 |
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Gestautes Gewässer | Hennerdsdorfer Bach |
Absperrbauwerk | Homogener Erddamm mit gerader Achse |
Gesamtstauraum | 0,006 Millionen m³ |
Höhe über der Talsohle | 3,3 m |
Kronenlänge und -breite | 100 m x 3 m |
Nachdem die Talsperre fast 100 Jahre ununterbrochen in Betrieb war, musste sie dringend saniert werden. Zusätzlich hatte das Hochwasser 2002 unter anderem die Hochwasserentlastungsanlage massiv beschädigt und die Vorsperre fast vollständig zerstört.
Im Jahr 2005 begannen die Bauarbeiten, die 2013 abgeschlossen wurden. Insgesamt wurden 85 Millionen Euro investiert, um die Sicherheit des Bauwerks wiederherzustellen. Zuerst wurde ein 3,3 Kilometer langer Hochwasserentlastungsstollen um die Hauptsperre herum gebaut, der 2007 fertiggestellt wurde. Ein Jahr später waren die Bauarbeiten an der neuen Vorsperre abgeschlossen, die vier Meter höher als die alte Vorsperre ist. Für die Arbeiten an der Hauptsperre musste die Talsperre 2009 komplett abgelassen werden. In der dreijährigen Sanierung wurde die 100 Jahre alten Bruchsteinmauer auf den neuesten technischen Stand gebracht und die Leistungsfähigkeit der Hochwasserentlastung erhöht.