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Wasserspeicher Knappenrode

Blick auf einen See an dessen rechtem Ufer Gras wächst und Wald dahinter
Der Wasserspeicher Knappenrode  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Fotograf: Kirsten J. Lassig

Lage: bei Wittichenau, Ostsachsen
Zweck: Brauchwasserbereitstellung, Niedrigwasseraufhöhung,
Hochwasserschutz | aktueller Füllstand
Bauzeit: 1951 - 1953
Inbetriebnahme: 1953

Der Wasserspeicher Knappenrode – umgangssprachlich auch Knappensee genannt – liegt östlich von Wittichenau. Er entstand durch den Braunkohletagebau und hat eine mehr als 2,5 Quadratkilometer große Seefläche. Die Hauptnutzung des Speichers ist die Niedrigwasseraufhöhung. Dabei wird das Wasser des Speichers genutzt, um bei Trockenheit die Wasserpegel des Schwarzwassers und des Schwarzen Grabens zu erhöhen. Der See dient zudem dem Hochwasserschutz der Orte im Unterlauf bis nach Hoyerswerda.

Mit dem Aufschluss des Tagebaus in Knappenrode begann im Jahr 1913 die 70-jährige Bergbaugeschichte im Gebiet zwischen Knappenrode und Lohsa. Bis 1944 wurden allein dort, wo sich heute der Knappensee befindet, 57 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Danach wurde die Grube stillgelegt, weil sie ausgekohlt war. Allerdings wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs das entstandene Restloch weder saniert noch kontrolliert geflutet.

Hungernde russische Soldaten versuchten sich an den Koblenz-Warthaer Fischteichen durch Handgranatenfischen mit Lebensmitteln zu versorgen. Dabei entstanden Schäden an dem Damm zwischen den Teichen und der Tagebaukante. Am 3. Mai 1945 strömte das Wasser der Teiche in die leere Grube. Kurz darauf kam es in der Region zu einem Hochwasser, das ein bis dato unbekanntes Ausmaß erreichte. Der Koblenzer Bach ergoss sich als reißender Wasserfall in den Tagebau. Die ungesicherte Grube wurde in kurzer Zeit geflutet. Das verursachte gewaltige Erdrutsche und Risse an den Ufern des neuen Sees.

Im Jahr 1950 fasste die sächsische Landesregierung den Beschluss, einen Damm zu errichten und den See für den Hochwasserschutz auszubauen. Umfangreiche Bauarbeiten in den Jahren 1951 bis 1953 sicherten die Uferzonen. Der Speicher erhielt zudem ein Einlaufwehr, einen Zulaufgraben und ein Absperrbauwerk. Zum Hochwasserschutz schütteten die eingesetzten Arbeitskolonnen einen fast vier Meter hohen und mehr als vier Kilometer langen Erddamm auf.

Nach Ende des Braunkohleabbaus rund um Knappenrode und Lohsa wurde das Grundwasser nicht mehr abgepumpt. Die Grundwasserspiegel stiegen ab 1945 langsam wieder auf ihr ursprüngliches Niveau an. Dadurch konnte sich das Gelände, das aus Kippmaterial besteht, nach und nach mit Wasser sättigen. Das beeinträchtigt die Sicherheit der Ufer und kann zu Rutschungen führen. Deshalb führte die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) bereits 2006 erste Sicherungsarbeiten am Wasserspeicher Knappenrode durch.

Wie der Speicher Lohsa I waren auch die Ufer des Speichers Knappenrode durch den Wiederanstieg des Grundwasserspiegels nicht mehr sicher. Es drohten Rutschungen. Seit 2014 ist der Tagebaurestsee nun komplett gesperrt und wird durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) saniert. Dafür wurde rund um den See ein geotechnischer Sperrbereich eingerichtet, der die Ufer und die Seefläche umfasst.

Gesichert wird der See sowohl von der Landseite als auch von der Wasserseite aus durch Rütteldruckverdichtung. Dabei werden Rüttler bis zu siebzig Meter tief in den Boden eingeführt, die ihn durch Schwingungen verfestigen. Eine Rüttelung kann eine verdichtete Zone mit einem Durchmesser von bis zu vier Metern erzeugen. Dass sich im März 2021 bei den Arbeiten die Ostböschung verflüssigte, zeigte einmal mehr, wie notwendig und gefährlich die Arbeiten sind. Dabei rutschten mehr als eine Million Kubikmeter Erdreich, sogenannte «Setzungsfließen»,  in den See. Es entstand eine Flutwelle, die 1,50 Meter hoch war und einige Gebäude am gegenüberliegenden Ufer beschädigte.

Bis zu seiner kompletten Sperrung im Mai 2014 war der Speicher Knappenrode ein beliebtes Naherholungsgebiet. Ab den 1960er-Jahren entstanden rund um den See sieben Zeltplätze, die vor allem gern durch Dauercamper genutzt wurden. Allerdings gab es in der Vergangenheit immer wieder Rutschungen, weshalb der Speicher derzeit gesperrt ist. Nach der Sanierung soll er wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Bereits seit 1959 ist der See mit seiner Umgebung zudem ein Landschaftsschutzgebiet, in dem viele Tier- und Pflanzenarten eine Heimat gefunden haben.

Betreiber Landestalsperrenverwaltung Sachsen
Betrieb: Spree / Neiße
Gewässermanagement Lohsa
Sanierung seit 2014
Gestautes Gewässer Nebenschluss des Hoyerswerdaer Schwarzwassers
Absperrbauwerk homogener Erddamm
Einzugsgebiet 222,53 km²
Vollstau 126,00 m ü. NN
Stauziel 125,50 m ü. NN
Wasserstand bei Vollstau 2,40 m
Gesamtstauraum 6,38 Millionen m³
Höhe über der Gründungssohle 3,75 m
Kronenlänge 4350 m
Kronenbreite 3 m

 

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