Hauptinhalt

Talsperre Neunzehnhain 2

Die Talsperre Neunzehnhain 2 beeindruckt durch ihre Staumauer.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Fotograf: Kirsten J. Lassig

Lage: Pockau-Lengefeld, Erzgebirge
Weitere Namen: Obere Neunzehnhainer Talsperre
Zweck: Trinkwasserversorgung | aktueller Füllstand
Bauzeit: 1911 bis 1914
Inbetriebnahme: 1914

Die Talsperre Neunzehnhain 2 wurde zwischen 1911 und 1914 im Bornwald in der Nähe von Pockau-Lengefeld im Erzgebirge gebaut. Noch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde sie in Betrieb genommen. Durch die rasante Industrialisierung des Chemnitzer Raumes Ende des 19. Jahrhunderts und das enorme Bevölkerungswachstum jener Zeit, stieg der Wasserverbrauch rasch an. Die erst 1908 eingeweihte Talsperre Neunzehnhain 1 konnte bereits drei Jahre später den Wasserbedarf nicht mehr decken – und bekam deshalb eine größere Schwester zur Seite gestellt.

Nach dem Bau wurde die Talsperre Neunzehnhain 2 mit den benachbarten Talsperren Neunzehnhain 1, Einsiedel und später mit der Talsperre Saidenbach zu einem Verbundsystem zusammengeschlossen. Auch heute stellt das Talsperrenverbundsystem sicher, dass bei längeren Trockenperioden immer ausreichend Trinkwasser vorhanden ist. Der Großraum Chemnitz und viele Städte und Gemeinden aus dem Erzgebirgskreis und dem Landkreis Mittelsachsen werden aus dem Verbundsystem versorgt. Im Jahr werden etwa 12 Millionen Kubikmeter Wasser an das Wasserwerk Einsiedel abgegeben.

Das Wasser der Talsperre Neunzehnhain 2 ist von nahezu einzigartiger Reinheit. Wenige Trinkwassertalsperren in Deutschland liefern Rohwasser von solch hervorragender Qualität. Damit das so bleibt, gibt es um die Talsperre ein Trinkwasserschutzgebiet mit strengen Regeln.

Um die ausgezeichnete Wasserqualität nicht zu gefährden, sind in der Trinkwassertalsperre Neunzehnhain 2 Baden und Wassersport sowie Zelten und motorisierte Fahrzeuge strengstens verboten. Auch das Betreten der Ufer ist nicht erlaubt. Der Stausee ist vollständig eingezäunt.

Die Mauerkrone der Talsperre Neunzehnhain 2 ist für Besucher zugänglich. Von ihrer Krone aus können Besucher einen herrlichen Blick über den idyllisch gelegenen Stausee und seine Umgebung genießen. Die malerische Umgebung mit ihrem dichten Wald sind auch für Radler und Wanderer ein schönes Ausflugsziel.

In einem Informationspavillon an der Talsperre finden Interessierte Wissenswertes über die Talsperre und ihre Konstruktion. Die Staumauer steht unter Denkmalschutz. 

Betreiber Landestalsperrenverwaltung Sachsen
Betrieb: Freiberger Mulde / Zschopau
Staumeisterei Neunzehnhain
Gestaute Gewässer Lautenbach, Gänsebach
Einzugsgebiet 13,5 km²
Kapazität zur Trinkwasseraufbereitung 20 Mio. m³ /Jahr aus dem Talsperrenverbundsystem
Stauraum 2,90 Mio. m³
Betriebsraum 2,60 Mio. m³
Reserveraum 0,30 Mio. m³
Außergewöhnlicher Hochwasserrückhalteraum 0,15 Mio. m³
Stauoberfläche bei Vollstau 0,29 km²
Absperrbauwerk Gewichtsstaumauer aus Bruchsteinen mit gekrümmter Achse
Höhenlage der Mauerkrone 526,31 müNN
Höhe über Gründungssohle 38 m
Höhe über Talsohle 33 m
Kronenlänge 280 m
Kronenbreite 5,90 m
Krümmungsradius 227,25 m
Neigung Luftseite / Wasserseite 1:0,58 / 1:0,13
Bauwerksvolumen 51.600 m³
Instandsetzungen / Rekonstruktionen 1996 bis 2000 grundlegende Sanierung: Technik, Staumauer

Die denkmalgeschützte Gewichtsstaumauer der Talsperre Neunzehnhain 2 ist aus Bruchsteinen aufgebaut. Verwendet wurden Glimmerschiefer und Gneis aus der Region. Die Staumauer mit gekrümmter Achse ist 33 Meter hoch, die Mauerkrone etwa 280 Meter lang und fast sechs Meter breit. Sie hat seit der Sanierung auf der Wasserseite eine Dichtwand und einen vorgesetzten Kontrollgang.

Im Untergrund befindet sich relativ gleichmäßig beschaffener Glimmerschiefer. Aufgrund dieser günstigen Gründungsverhältnisse konnte man auf eine besondere Abdichtung des Untergrundes verzichten. Die Bauwerkssohle wurde aus Stampfbeton hergestellt. Darauf wurde die Staumauer errichtet.

Charakteristisch für die Staumauer sind die beiden Kronenhäuser. Im Zuge von Umbauarbeiten auf der Mauerkrone wurden diese in den 1950er Jahren jedoch abgerissen. Bei der denkmalgerechten Sanierung wurden die Häuser wieder aufgebaut. Seitdem ist auch die Mauerkrone öffentlich zugänglich.

Luftbild vom Vorbecken Lautenbach, umgeben von viel Wald
Das kleine Vorbecken Lautenbach aus der Vogelperspektive.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Fotograf: Albrecht Holländer

Vorbecken Lautenbach

Nur wenige Meter vor der Talsperre Neunzehnhain 2 vereinigen sich der Lautenbach, der Dreibach und der Goldbach. Das vereinigte Gewässer Lautenbach wird zunächst im Vorbecken Lautenbach durch eine knapp 55 Meter lange Gewichtsstaumauer aus Beton gestaut. Dadurch können sich Einträge am Boden ablagern, sodass sich die Wasserqualität verbessert. Das Wasser wird von hier in die Hauptsperre weitergeleitet. Die Besonderheit des Vorbeckens liegt in seiner Fischaufstiegshilfe. Sie hilft Fischen, bauliche Hindernisse der Mauer zu überwinden.

Gestautes Gewässer Lautenbach
Absperrbauwerk Gewichtsstaumauer aus Beton mit gerader Achse
Einzugsgebiet 10,3 km²
Gesamtstauraum 2.700 m³ (2.700.000 Liter)
Höhe über der Gründungssohle 4,0 m
Höhe über der Talsohle 2,3 m
Höhe der Bauwerkskrone 527 m über NN
Kronenlänge und -breite 55 m x 1 m
Besonderheit Fischaufstiegshilfe


Vorbecken Gänsebach

Das Vorbecken wird vom reichlich verzweigten Gänsebach gespeist und befindet sich am westlichen Zipfel der Talsperre Neunzehnhain 2 unweit entfernt der Staumauer. Gestaut wird das Gewässer durch ein Bruchsteinmauerwerk: eine Gewichtsstaumauer mit gekrümmter Achse.

Das Vorbecken dient, wie auch das «Vorbecken Lautenbach», dem Rückhalt von Verunreinigungen im Gewässer. Sedimente können sich innerhalb des Beckens auf dem Boden anlagern, sodass das vorgereinigte Wasser anschließend in die Talsperre Neunzehnhain 2 übergeleitet wird.

Gestautes Gewässer Gänsebach
Absperrbauwerk Gewichtsstaumauer aus Bruchsteinen mit gekrümmter Achse
Einzugsgebiet 1,0 km²
Gesamtstauraum 800 m³ (800.000 Liter)
Höhe über der Gründungssohle 4,3 m
Höhe über der Talsohle 2,5 m
Höhe der Bauwerkskrone 531,20 m über NN
Kronenlänge und -breite 22,1 m x 0,85 m
Blick auf eine alte Mauer in die ein Bagger ein Loch gerissen hat
Der Schacht auf der Wasserseite der Talsperre wird abgerissen.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen

Nach rund 80 Jahren ununterbrochenem Betrieb musste die Talsperre Neunzehnhain 2 grundlegend saniert werden. Alterungsprozesse hatten die Staumauer angegriffen. Außerdem mussten die technischen Einrichtungen der Talsperre auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden.

Nach der vollständigen Entleerung der Talsperre begannen am 19.06.1996 die Sanierungsarbeiten an der Talsperre. Der Schutzmantel, der auf der Wasserseite auf die Bruchsteinmauer aufgebracht war, wurde abgebrochen. Außerdem wurden die vorgelagerten Nassschächte abgerissen, die als Entnahmeanlagen genutzt wurden.

Der neue Mantel besteht aus drei Schichten. Zuerst kommt eine Ausgleichs- und Verstärkungsschicht aus Beton, die mit der Bruchsteinmauer über Halteanker verbunden ist. Dann folgt eine durchlässige Drainageschicht aus Ziegelmauerwerk. Darauf wurde die Dichtwand aus Stahlbeton aufgebaut. Die Staumauer erhielt am Mauerfuß einen Kontrollgang. Hier befinden sich wichtige Messeinrichtungen zur ständigen Überwachung des Bauwerkes.

Die Luftseite der Staumauer sowie die Mauerkrone wurden denkmalgerecht saniert. So wurden unter anderem auch die beiden Kronenhäuser wieder aufgebaut. Damit ist das historische Erscheinungsbild der Staumauer wiederhergestellt.

zurück zum Seitenanfang