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Talsperre Carlsfeld

Blick auf einen See, umgeben von Wald mit Staumauer und Staumeistergebäude © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Fotograf: Albrecht Holländer

Lage: Erzgebirge
Weitere Namen: Wilzschtalsperre, Talsperre Weiterswiese
Zweck: Trinkwasserversorgung, Hochwasserschutz | aktueller Füllstand
Bauzeit: 1926 bis 1929
Inbetriebnahme: 1930

Die Talsperre Carlsfeld liegt auf dem Kamm des Erzgebirges in einer Höhe von etwa 905 Metern über dem Meeresspiegel. Damit ist sie die höchstgelegene Trinkwassertalsperre Deutschlands. Ihr Einzugsgebiet reicht bis ins Vogtland und nach Tschechien hinein.

Mitunter wird die Talsperre Carlsfeld auch als „Wilzschtalsperre“ oder „Talsperre Weiterwiese“ bezeichnet. Der erste Name bezieht sich auf den Fluss Wilzsch, dessen Wasser sie anstaut. Weiterswiese war der Name einer kleinen Waldsiedlung, die dem Talsperrenbau weichen musste.

Ihre Entstehung verdankt die Talsperre einem großen Hochwasser im Jahr 1908, das in der Gemeinde Carlsfeld immense Schäden anrichtete. Die neue Talsperre sollte eine solche Katastrophe künftig vermeiden und zugleich die Trinkwasserversorgung im Vogtland und Erzgebirge verbessern. Rund 300 Bauarbeiter waren von 1926 bis 1929 mit dem Bau beschäftigt. 1930 konnte die Talsperre in Betrieb genommen werden. Zwischen 1997 und 2000 fand eine umfassende Sanierung der Staumauer statt.

An zwei Stellen der Talsperre kann Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung entnommen werden. Seit der letzten Sanierung hat die Talsperre außerdem eine stufenlos höhenverstellbare Entnahmeanlage. So kann immer dort Wasser entnommen werden, wo die Qualität am besten ist. Ein Wasserwerk unterhalb der Staumauer bereitet das Wasser der Talsperre zu Trinkwasser auf. Aufgrund der Höhenlage kann das Wasser im freien Gefälle ohne Pumpen direkt ins Versorgungsgebiet fließen.

Die Talsperre Carlsfeld dient außerdem dem Hochwasserschutz der Region.

Blick auf die Mauerkrone der Talsperre samt eingestautem Wasser
Die Mauerkrone der Talsperre Carlsfeld ist begehbar.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Matthias Kaiser

Die Talsperre Carlsfeld ist eine Trinkwassertalsperre. Deshalb sind Baden und sonstiger Wassersport nicht erlaubt. Trotzdem ist die Talsperre mit ihrer eindrucksvollen Staumauer mitten in einem idyllischen Waldgebiet ein beliebtes Ausflugsziel. Wanderer, Radfahrer und Naturliebhaber werden davon ebenso angezogen wie Skilangläufer. Sie können im Winter in schneesicheren Loipen im Landschaftsschutzgebiet an der Talsperre – und sogar über die Mauerkrone hinweg – ihre Spuren ziehen.

Betreiber Landestalsperrenverwaltung Sachsen
Betrieb: Zwickauer Mulde / Obere Weiße Elster
Staumeisterei: Sosa / Carlsfeld
Gestautes Gewässer Wilzsch
Gesamt-Einzugsgebiet 5,4 km²
Rohwasserabgabekapazität zur Aufbereitung von Trinkwasser 2,68 Mio. m³/Jahr
garantierte Wildbettabgabe 10 Liter pro Sekunde
Gesamtstauraum bei Vollstau 2,98 Mio. m³
davon Betriebs- und Reserveraum 2,406 Mio. m³
Gewöhnlicher Hochwasserrückhalteraum 0,574 Mio. m³
Max. Beckentiefe/Stauhöhe 20,00 m
Absperrbauwerk Gewichtsstaumauer aus Bruchsteinen mit gekrümmter Achse
Höhenlage der Mauerkrone 905,55 m über NN
Kronenlänge 194,80 m
Kronenbreite 5,00 m
max. Höhe über der Gründungssohle ca. 31,80 m
Bauwerksvolumen 29.000 m³
Instandsetzungen / Rekonstruktionen 1952 (Wechsel der Keilovalschieber)
1986/87 (Ausbau eines 13 Meter tiefen Erkundungsschachtes)
1994 (Bau eines Lotmesshauses - linker Hang)
1997 bis 2000 (grundlegene Sanierung der Staumauer)
2010/11 (Bau des Rückhaltebeckens)

 

Die Staumauer der Talsperre Carlsfeld steht unter Denkmalschutz. Die gebogene Gewichtsstaumauer aus Bruchsteinen ist insgesamt 195 Meter lang und am Fuß bis zu 20 Meter breit. Ihre Höhe über der Gründungssohle beträgt fast 32 Meter. Die Staumauerachse hat einen Radius von 160 Metern. Sie wurde auf grob- und mittelkörnigem Eibenstocker Granit erbaut. Zur Verbesserung des Untergrunds wurde bei der letzten Sanierung ein Dichtungsschleier bis zu 14 Meter tief in den Felsen eingebracht.

Der Mauerkörper besteht aus Granit-Bruchsteinen, die mit Kalk-TraßZement-Mörtel verbunden sind. Sickerwasser in der Mauer wird durch ein vertikales Drainagensystem abgeführt und mündet in einer Sammelleitung mit 300 Millimetern Durchmesser.

Bei der Instandsetzung zwischen 1997 und 2000 wurde die gesamte wasserseitige Abdichtung erneuert. Dazu wurde im unteren Mauerteil eine Dichtwand aus Stahlbeton mit einem integrierten Kontrollgang eingebaut. Im oberen Bereich wurde die Mauer durch eine Stahlbetonwand und eine 50 Zentimeter dicke Asphaltbetonschicht abgedichtet.

Hochwasser wird an der Talsperre Carlsfeld über einen festen Kronenüberfall in der Mauermitte abgeleitet. Diese Hochwasserentlastungsanlage besteht aus acht Feldern und ist 33,20 Meter breit. Das abgeleitete Wasser fließt über Kaskaden in ein Tosbecken am Fuße der Staumauer.

Um die Standsicherheit und Funktionen der Anlage zu überwachen, existieren verschiedene Mess- und Kontrolleinrichtungen. Damit lassen sich unter anderem Fugenspaltmessungen, Sohlenwasserdruck- und Sickerwasserabflussmessungen sowie Wassergütemessungen vornehmen.

Blick auf einen Sandweg, links daneben steht ein kleines Gebäude vor einem Wald, am Ende des Weges befindet sich Wasser, darüber blauer Himmel
Das Rückhaltebecken Carlsfeld fasst bis zu 44.000 Kubikmeter Wasser.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Matthias Kaiser

Um die Wasserqualität zu verbessern, erhielt die Talsperre Carlsfeld 2010 ein Rückhaltebecken. Es wurde innerhalb eines Jahres erbaut. Das Becken ist durch einen über 200 Meter langen Damm vom Stauraum der Talsperre abgetrennt und fasst bis zu 44.000 Kubikmeter Wasser. Es wird als grünes Becken betrieben und ist daher normalweise nicht eingestaut.

Der Bau des Beckens wurde nötig, da sich im Einzugsgebiet der Talsperre bedeutende Hochmoore befinden – wie der «Große Kranichsee» oder das «Kiebeckenmoor». Diese bringen eine hohe Huminstoffbelastung des Wassers mit sich. Huminstoffe sind natürliche Stoffe, von denen keine gesundheitlichen Gefahren ausgehen. Allerdings verursachen sie eine deutliche Braunfärbung des Wassers. Teilweise sind auch Schaumkronen auf der Wasseroberfläche zu sehen.

Die Aufbereitung des gefärbten Wassers zu klarem Trinkwasser ist sehr aufwendig und erfordert spezielle Technologien. Um rund 33.000 Menschen auch in Zukunft sicher aus dem Wasserwerk Carlsfeld zu versorgen, misst eine automatische Messstation am Zufluss der Wilzsch die Färbung des Wassers. Deshalb wird stark huminstoffhaltiges Wasser nicht in die Trinkwassertalsperre sondern in das Rückhaltebecken geleitet. Eine etwa 1.100 Meter lange Rohrleitung leitet das Wasser vom Rückhaltebecken bis in die Staumauer. Über den Grundablass gelangt das Wasser so direkt in den Unterlauf.

Das huminstoffreiche Wasser umgeht nun zwar den Stauraum der Talsperre Carlsfeld, befindet sich aber noch im Einzugsgebiet der Talsperre Eibenstock und belastet diese. Deshalb ist geplant, eine alte Versorgungsleitung zu reaktivieren. Sie soll das Wasser gänzlich aus dem Einzugsgebiet der Talsperre Eibenstock herausleiten.

Bauzeit 2010/11
Inbetriebnahme: Dezember 2010
Gestautes Gewässer Wilzsch
Absperrbauwerk Steinschüttdamm mit Spundwand in der Dammmitte und gerader Achse
Gesamtstauraum 44.000 m³
Höhe über der Gründungssohle 9 m
Höhe Damm über der Talsohle 7 m
Höhe der Bauwerkskrone 904 m über NN
Dammlänge und Kronenbreite 215 m / 3,5 m
Bauwerksvolumen 12.000 m³

 

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